Zum Glück gibt’s Aberglauben!?

Zum Glück gibt's Aberglauben

Humbug mit Hirn: Die Psychologie von schwarzen Katzen und Co

Ob schwarze Katzen, zerbrochene Spiegel oder der Glückscent im Portemonnaie – Aberglauben begleitet uns seit Jahrhunderten. Viele von uns tun es – manchmal heimlich, manchmal mit Überzeugung: ein bestimmter Glücksbringer in der Tasche vor dem Bewerbungsgespräch, dreimal auf Holz klopfen oder eben der unglückbringende Freitag, der 13. Aber was steckt hinter diesen scheinbar irrationalen Ritualen? Und vor allem: Kann Aberglauben tatsächlich nützlich sein?

Die Neurowissenschaften sagen: ja – unter bestimmten Bedingungen.

Aberglaube – nur Humbug?

Aberglauben wird häufig belächelt. Schließlich gibt es keine wissenschaftlichen Beweise dafür, dass ein vierblättriges Kleeblatt wirklich Glück bringt oder dass das Vermeiden bestimmter Zahlen uns vor Unglück schützt. Aber: Der Glaube an solche Dinge ist tief in der menschlichen Psyche verwurzelt. Schon in frühen Kulturen versuchten Menschen, durch Rituale und Symbole Einfluss auf ihr Schicksal zu nehmen.

Und genau hier beginnt der interessante Teil: Denn obwohl Aberglauben nicht wissenschaftlich begründbar ist, kann er psychologisch wirken.

Was sagt die Neurowissenschaft?

Neurowissenschaftliche Studien zeigen, dass unser Gehirn ständig nach Mustern sucht – auch dort, wo eigentlich keine sind. Dieses Verhalten hat evolutionäre Wurzeln: Wer Zusammenhänge zwischen Ereignissen erkennt (selbst wenn sie nur scheinbar bestehen), erhöht seine Überlebenschancen. Unser Gehirn belohnt diese Mustererkennung mit einem Gefühl von Kontrolle.

Aberglaube erfüllt dabei eine wichtige Funktion: Er gibt uns in unsicheren oder stressigen Situationen das Gefühl, Einfluss nehmen zu können. Und genau das reduziert Stress, aktiviert Belohnungssysteme im Gehirn (z. B. die Ausschüttung von Dopamin) und steigert das Selbstvertrauen.

Der Placebo-Effekt des Aberglaubens

In Experimenten zeigte sich: Menschen, die einen Glücksbringer bei sich hatten, schnitten bei Aufgaben besser ab – nicht, weil der Glücksbringer tatsächlich eine Wirkung hatte, sondern weil sie glaubten, er habe sie. Dieser psychologische Effekt ähnelt dem Placebo-Effekt in der Medizin: Der Glaube wirkt.

Eine bekannte Studie von Damisch, L., Stoberock, B., & Mussweiler, T. (2010) an der Universität zu Köln belegte genau das: Teilnehmende, denen suggeriert wurde, sie hätten einen „glücklichen Golfball“, schnitten bei einem Geschicklichkeitsspiel signifikant besser ab als diejenigen ohne diesen „Glücksfaktor“.

Aberglauben als mentale Strategie

Gerade in Situationen, in denen wir uns machtlos fühlen – Prüfungen, sportliche Wettkämpfe, Bewerbungsgespräche –, hilft Aberglaube, die eigene Unsicherheit zu regulieren. Indem wir uns auf bestimmte Rituale oder Objekte konzentrieren, beruhigen wir unseren Geist und schaffen eine Art mentale Struktur für Ordnung und Halt.

Neuropsychologisch betrachtet aktiviert Aberglaube das sogenannte Default-Mode-Network im Gehirn – ein Netzwerk, das bei Selbstreflexion und innerer Vorstellungskraft aktiv ist. Wenn wir also glauben, dass etwas Gutes passieren wird, „simulieren“ wir diesen positiven Ausgang schon im Kopf – und bereiten uns besser darauf vor.

Die Kehrseite: Wann Aberglaube schadet

So hilfreich Aberglaube auch sein kann, er hat seine Grenzen. Wenn Menschen beginnen, sich zu sehr auf Rituale zu verlassen oder zwanghaft an bestimmte Verhaltensmuster gebunden sind, kann das in den Bereich von Angststörungen oder Zwangsstörungen übergehen. Auch Entscheidungen, die auf Aberglauben basieren – etwa das Vermeiden von Ärzten an bestimmten Tagen – können gefährlich sein.

Fazit: Aberglaube als Werkzeug – mit Maß und Ziel

Aberglaube mag irrational sein, aber er erfüllt einen rationalen Zweck: Er gibt uns Halt, reduziert Angst und kann sogar unsere Leistung verbessern. Die Neurowissenschaft zeigt, dass unser Gehirn positiv auf solche mentalen Strategien reagiert – solange wir sie bewusst und in Maßen einsetzen.

Also: Wenn dir der Glückscent in der Hosentasche ein gutes Gefühl gibt – dann behalte ihn auf jeden Fall dort. Zum Glück gibt’s Aberglauben ;-)!